Samstag, 14. Mai 2016

Schönbrunn: Obeliskenbrunnen im Park

Einer der beeindruckendsten Brunnen im Park von Schönbrunn ist der Obeliskenbrunnen am Ende der diagonalen Allee im Osten.

Obeliskenbrunnen
Erbaut im Jahr 1777 von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg nach Entwürfen von Wilhelm Beyer, wurde der Brunnen als Grottenberg mit zwei Grotten gestaltet, weshalb er ursprünglich auch als "Sybillengrotte" bezeichnet wurde. Über der oberen Grotte befindet sich ein Wasserspeier in Form eines larvenhaften Gesichtes.

Detailansicht mit Larve
Die eigentlich interessante Komponente des Brunnens ist aber zweifelsohne der Obelisk, als Zeichen für Stabilität von vier Schildkröten getragen.

Schildkröten als Zeichen für Stabilität
Die Entzifferung der Hieroglyphen gelang erst 1822 durch Jean-François Champollion anhand des Steins von Rosetta.
So handelt es sich also bei den am Obelisken abgebildeten Hieroglyphen um künstlerische Schöpfungen, wobei man sich durchaus an ägyptischen Vorbildern orientiert hat. Diese sollen sehr wahrscheinlich die Geschichte der Habsburger wiedergeben.

Maßgeblicher Förderer von Tiergarten- und Parkanlagenbau von Schönbrunn war Franz Stephan von Lothringen, Ehemann Maria Theresias, der als Mitglied bei den Freimaurern Spekulationen über die Symbolik der gesamten Anlage sehr reizvoll macht.
Maria Theresia hatte selbst auch wenig Interesse daran, die Bauarbeiten nach dem Tod von Franz Stephan 1765 fortzusetzen und überließ dies ihrem Staatskanzler Kaunitz, der ebenfalls Mitglied einer Freimaurerloge war.

Inwieweit die Geometrie des Parks mit der Absicht angelegt wurde, um etwa im Gewölbe unterhalb des im Tiergarten befindlichen Kaiserpavillons alchimistische Experimente durchzuführen, ist aus heutiger Sicht kaum nachzuweisen.

Die ägyptische Symbolik, auch in der Freimaurerei beliebt, passt auf alle Fälle zur Mode der Zeit.
Zumindest bei den am Obelisken angebrachten Hieroglyphen scheint es sich aber eher um eine frei erfundene künstlerische Wiedergabe der Geschichte der Habsburger zu handeln als um geheimwissenschaftliche Symbolik.


empfehlenswerte Literatur:
Julia Budka, Der Schönbrunner Obelisk. Symbolik und inhaltliches Programm des Hieroglypendekors. In: Beiträge zur Ägyptologie Bd. 21 (Wien 2005) Link

Link mit alten Bildern des Parks aus:
Norbert Bittner (1786-1851), Des Ruines de Schönbrun des[siné], gravés et dedié à Mr. de Pleban, Profeseur par N. Bittner, Archit. (Vienna, ca.1815)
https://graphicarts.princeton.edu/2014/09/18/schonbrunn-gardens-in-vienna/

allgemeiner Link:
http://www.schoenbrunn.at/wissenswertes/der-schlosspark/rundgang-durch-den-park/obeliskbrunnen.html

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