Sonntag, 2. August 2015

Stilistische Mischung - Burg Kreuzenstein

Die strategisch günstige Lage der Burg Kreuzenstein mit Blick über weite Teile Niederösterreichs bis nach Wien ist authentisch, die Burg selbst jedoch nicht mehr. 

Burg Kreuzenstein - fern und nah
Die Ursprünge der Burg liegen in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts – hier taucht erstmals der Name „Grizanstein“ auf.
Die Besitzverhältnisse wechselten recht häufig – bekannte Namen wie etwa Niklas Graf von Salm, der Befehlshaber des österreichischen Heeres während der ersten Türkenbelagerung Wiens im Jahr 1529 waren unter den Burgherren zu finden.

Der Grund, weshalb die Burg nicht mehr authentisch ist, sondern vielmehr eine sehr ideale Vorstellung einer mittelalterlichen Ritterburg darstellt, liegt in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Kampflos wurde die Burg 1645 der schwedischen Armee überlassen, die diese jedoch bei ihrem Rückzug sprengte. Fortan sollten für lange Zeit nur noch einige Überreste an den einstigen Wehrbau erinnern.

Erst im 19. Jahrhundert befasste sich Graf Johann Nepomuk Wilczek (1837-1922), dessen Familie gegen Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts in den Besitz der Burg kam, mit deren Wiederaufbau, wie wir sie heute kennen.

Ursprünglich sollte die Burg zum Zwecke einer Familiengruft wieder errichtet werden und wurde in weiterer Folge ein Hort für die wertvollen Objekte des enthusiastischen Sammlers Wilczek. So kam es teilweise sogar vor, dass der Bau auf das für bestimmte Möbel benötigte Raummaß abzustimmen war – als ein Beispiel hierfür ist der im Essenssaal befindliche große Schrank aus dem Kloster Neustift bei Brixen zu nennen. 

Blick auf den inneren Burghof
Insbesondere für die Zeit Kaiser Maximilans I. (1459-1519) besaß Wilczek ein ausgeprägtes Faible, weshalb der Bau insgesamt recht „rencaissancelastig“ wirkt. Baustile vereint die Burg jedoch viele – Romanik, Gotik, deutsches Fachwerk, sowie eine venezianische Loggia wurden hier kombiniert. 

venezianische Loggia grenzt an deutsches Fachwerk
Bei der in der Burg befindlichen Waffenkammer handelt es sich angeblich um die größte Waffensammlung in privatem Besitz.

Weitere Schäden erlitt die Burg im Jahr 1915, als bei einem Brand etwa ein Viertel des Baus, sowie viele unwiederbringliche Objekte (z.B. Handschriften, alte Musikinstrumente, Radierungen von Dürer und Cranach) zerstört wurden.

Im Zweiten Weltkrieg war die Burg nicht direktes Angriffsziel, stand jedoch im Schussfeld, weshalb Dächer und Mauern durch Artilleriegeschossen beschädigt wurden (einige Einschüsse kann man heute noch sehen).

Der heutige Besitzer der Burg ist Hans Heinrich Wilczek.

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