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Dienstag, 5. Mai 2020

Stützen der Gesellschaft: Caesar III vs. Covid-19

Ziel von Strategiespielen wie Caesar III1 ist der Aufbau einer Gesellschaft, beginnend von den grundlegenden Bedürfnissen bis hin zum Erwerb einer gewissen Lebensqualität, so dass Stadt/Staat entsprechend florieren können.

In Caesar III beginnt man hierfür ganz grundlegend mit der Errichtung von Wohnstätten und einer Wasserversorgung. Der Ausbau der Wohnstätten erfolgt dann je nach Versorgung bzw. Erfüllung der Bedürfnisse der SiedlerInnen.
Nach dieser ersten Grundsteinlegung ist eine gewisse Infrastruktur zum Erhalt der Sicherheit erforderlich. Präfekturen und Ingenieursposten sollen vor Schäden an Gebäuden oder Kriminalität bewahren.
Mit Errichtung des Senatsgebäudes wird gewissermaßen der Staat installiert, um Steuereinnahmen generieren zu können.

Screenshot aus Caesar III

Wichtiger nächster Schritt sind zugleich die Beschaffung und Verteilung von Nahrung sowie die Errichtung von Tempeln zur Befriedigung der religiösen Bedürfnisse, seitens der Bevölkerung einerseits und der Götter andererseits (niemand möchte, dass Ceres oder Mars mangels Verehrung erzürnt sind).

In weiterer Folge wird die Qualität dieser Grundversorgung entsprechend erhöht und erweitert, indem mittels Aquädukten die Wasserversorgung verbessert, das Gesundheitssystem (durch Badehäuser, Ärzte usw.) etabliert werden.
In der Folge sehnt sich das Volk dann nach Unterhaltung, welche in Form von Theatern, Kolosseum u. dgl. aufgebaut wird.
Es folgt die Errichtung weiterer Gewerbe (Geschirr, Möbel, Waffen etc.) und die Erfüllung des Wunsches der Bevölkerung nach Bildung (Schulen, Bibliotheken).

Allgemein zusammengefasst, beginnt die Gesellschaft mit der Sicherstellung von Wohnraum, Sicherheit und wichtiger Infrastruktur wie Straßen und Wasserversorgung (Strom, Telefonie und Internet waren im alten Rom noch kein Thema, würden aber ebenso in diese Kategorie fallen). Es folgen Nahrungsversorgung, Religion, Unterhaltung2, der Erwerb zusätzlicher Güter und abschließend Bildung.

Aufgrund der Maßnahmen rundum Covid-19 bietet sich ein Vergleich an zu heutigen Prioritäten der gesellschaftlichen Stützen.3
Grundsätzlich spielt sich der Lebensstandard heute bereits auf weit höherem Niveau ab und es musste nicht wieder bei einem grundsätzlichen Aufbau begonnen werden.
Aber die Grundlagen in Form von Wohnraum, Sicherheit und Infrastruktur sind grundsätzlich gleich geblieben. Ebenso wurde die Grundversorgung durch Nahrungsmittel immer aufrecht erhalten.

Da die schrittweisen Lockerungen mit der allmählichen Öffnung weiterer Geschäfte beginnen, kommt dem Erwerb zusätzlicher Güter heutzutage eine größere Bedeutung zu als im alten Rom. Stattdessen wurde die einstmals wichtige Rolle der Religion auf die hinteren Plätze verwiesen.
Bei der Unterhaltung scheinen sich die Zeitalter in den einzelnen Facetten gewissermaßen etwas zu scheiden. Sportlichen Betätigungen und Veranstaltungen wird heute eine wichtigere Rolle zugeschrieben (z.B. Öffnung von Tennisplätzen oder Veranstaltung von Geisterfußballspielen/Geisterautorennen). Der kulturelle Bereich der Unterhaltung bildet hingegen gemeinsam mit der Bildung den Abschluss.4

Spiele wie Caesar III müssen zur Wahrung der Spielbarkeit komplexe gesellschaftliche Prozesse entsprechend vereinfachen, so wurden auch die Maßnahmen zu Covid-19 nicht in aller Ausführlichkeit herangezogen.

Der Vergleich mag somit gewisse Mängel aufweisen, aber die Grundessenz, die sich dennoch zu ergeben scheint, ist das Abrutschen der Religion und das gleichbleibende Verweilen von Kultur und Bildung auf den hinteren Rängen.

Nichts Neues unter der Sonne?


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1 https://de.wikipedia.org/wiki/Caesar_(Spieleserie)#Caesar_III [05.05.2020]  
2 Die in Caesar III subsumierte Unterhaltung müsste für heutige Verhältnisse wohl genauer unterteilt werden in Sport (Gladiatorenkämpfe, Wagenrennen) und Kultur (Theater).  
3 Ich beziehe mich für den Vergleich auf die in Österreich vorgenommenen bzw. geplanten Lockerungen nach dem Lockdown. Siehe beispielsweise unter: https://orf.at/corona/stories/3163885/ [05.05.2020]  
4 Eine gewisse Verflechtung von Bereichen ist zweifelsohne gegeben, welche hier für eine vereinfachte grundlegende Darstellung außer Acht gelassen werden muss.

Donnerstag, 21. August 2014

Ausflug: Die Höhle als Burg

Der Vorteil, eine Höhle zu beziehen ist offensichtlich. Er liegt im Schutz, sowohl vor schlechten Wetterverhältnissen als auch vor Angreifern, welchen nur eine Seite für ihren Angriff zur Verfügung stand.
Somit ist es nicht verwunderlich, dass erste Höhlenburgen schon früh entstanden sind. Bereits im 12. Jh. dürfte das sogenannte Puxerloch (Puxer Luegg) in der Steiermark befestigt worden sein.
historische Ansicht (aus: Die Gartenlaube Nr. 12 (1877) 201. (Wikimedia Commons))



Diese Höhlenburg kann mit ihren Überresten noch heute besichtigt werden, auch wenn der Weg hinauf teilweise etwas unwirtlich ist. Die kleinere Höhle daneben - Schallaun - ist nicht mehr zugänglich.
Zugang zur Höhle
Aufgrund der Bauweise des Mauerwerks wird das 12. Jh. als Zeitpunkt für die Erbauung vermutet.
Einblicke in die Bautechnik
Die Besitzverhältnisse der Höhlenburg änderten sich mehrfach (heutiger Besitzer ist die Familie Pranckh).
Innenraum der Höhle
Die Burg war bis ins 19. Jh. bewohnt. Erst als sich Anfang des 19. Jhs. Räuberbanden dort niedergelassen hatten, war der endgültige Verfall nicht mehr aufzuhalten.
Ruinenreste

Links:

Sonntag, 27. Juli 2014

Ausflug: Klosterneuburg

Klosterneuburg nördlich von Wien gelegen, ist sowohl als Ausgangspunkt für eine Wanderung (wie in meinem Fall) als auch als Selbstzweck einen Besuch wert.

Blick auf Klosterneuburg vom Leopoldsberg aus
Wer mag, kann einem historischen Lehrpfad durch die Stadt folgen, welcher auf dem Weg zum Stift unter anderem beim Häuserl am Fleck vorbeiführt. Die nebenstehende Tafel informiert, dass mit „Fleck“ früher auch eine Brandstätte gemeint war und obwohl 1550 erstmals im Grundbuch erwähnt, wohl schon vorher an dieser Stelle ein Haus gestanden hatte, welches im Zuge der ersten Türkenbelagerung Wiens 1529 vernichtet worden war.

Häuserl am Fleck
Klosterneuburg ist in erster Linie aber zweifelsohne wegen seines Stiftes bekannt, welches mit der Grundsteinlegung im Jahr 1114 durch Leopold III., Markgraf v. Österreich in diesem Jahr sein 900jähriges Jubliäum feiert.

neue Plakette
Diesbezüglich ist interessant, dass vom 4. bis 8. Juni 1914 auch das 800jährige Bestehen des Stiftes gefeiert wurde, was aus rückblickender Sicht beinahe etwas befremdlich wirken mag, weil man doch mit dem Jahr 1914 heutzutage fast ausschließlich den Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Verbindung bringt. Welche Gespräche während dieser Feierlichkeiten wohl stattgefunden haben mögen?

Stiftskirche von innen und außen (restauriert im 19. Jh.)
Für mich ein schönes Beispiel dafür, dass die schlaglichtartigte Chronologie wie sie insbesondere durch die vormals vorherrschende politische Geschichtsschreibung betrieben wurde, alleine nie ausreichend ist, um alles Geschehen angemessen zu erfassen, sondern viele Perspektiven (aus Sozial-, Wirtschaftsgeschichte u.v.m.) notwendig sind, um ein möglichst vollständig Ganzes zu ergeben.

Links:
Jubiläum in Klosterneuburg
Tassilo Dominic Lorenz, Die Achthundert-Jahrfeier des Stiftes Klosterneuburg (pdf)

Literatur:
Berthold Černik, Das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg. Geschichtliche Daten (Wien 1958)
Maximilian Fischer, Merkwürdigere Schicksale des Stiftes und der Stadt Klosterneuburg aus Urkunden gezogen (Wien 1815)

Donnerstag, 26. Juni 2014

Randnotiz: Jubiläumsangelegenheiten

100 Jahre Erster Weltkrieg - ein Blick in diverse Bücherregale spricht diesbezüglich momentan buchstäblich Bände.

Jubiläen sind grundsätzlich der ideale Anlass, um sich mit dem jeweils jubilierten Thema (neu) auseinanderzusetzen, was meist in Form neuer Bücher, Tagungen, Ausstellungen u. dgl. geschieht. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, mögen durch einen sich ändernden Blickwinkel dadurch auch immer wieder neue Erkenntnisse zu Tage gefördert und/oder die Thematik wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden.

Eine Frage, die sich, meines Erachtens, jedoch IMMER an eine solche erneute Aufarbeitung anschließen muss, ist: Was hat sich seither geändert? Wie ist der heutige Stand der Dinge?

Dadurch wird ein Bezug zur Gegenwart hergestellt, der diesen Jubiläen (die sonst in erster Linie eher kommerziell, politisch instrumentalisierend oder bloß unterhaltungstechnisch interessant sein mögen) erst eine gewisse Bedeutung verleihen kann und möglicherweise vor einem Wiederkäuen des ewig Gleichen zu bewahren vermag.

Und genau dadurch bestünde, nach meiner Meinung, zumindest die Chance, dass der Mensch tatsächlich aus der Geschichte etwas für sein gegenwärtiges und künftiges Handeln lernt.