Dienstag, 10. Februar 2015

#PlayingHistory: Spielerische Mythologie - Apotheon

Computerspiele mit dem ausdrücklichen Ziel, Wissen zu vermitteln, kennt man - tituliert als "Lernspiele", bilden sie eine Kategorie für sich und sind überwiegend auf Kinder zugeschnitten.

Es gibt jedoch auch Spiele, die zwar mit Priorität auf den Unterhaltungswert entwickelt werden, aber dennoch lehrreich sind. Da mich gerade ein besonders stimmiges Exemplar dieser Sorte fasziniert, möchte ich ein paar Worte darüber verlieren.

Es handelt sich um das Spiel "Apotheon" - ein Jump'n Run bzw. Platformer, das einem spielerisch durchaus einiges abverlangt, aber einen fabelhaften Ausflug in die Welt der griechischen Mythologie bietet.

Optisch hat man etwa den Eindruck, über die bekannte François-Vase zu spazieren:

François-Vase. Foto: Wikipedia/Sailko/CC BY-SA 3.0
Apotheon-Screenshot
Inhaltlich war man ebenso bemüht, sich an den vorhandenen Quellen zu orientieren. So wurden als Informationen zu den jeweiligen Göttern im Spiel beispielsweise Auszüge aus Homer oder Hesiod integriert.

Apotheon-Screenshot
Spielerisch steuert man den Helden Nikandreos, der großteils metzelnd den Olymp erkundet, in den Hades hinabsteigt etc. um diverse Aufgaben zu bewältigen.

Apotheon-Screenshot
Insgesamt wird hier ein sehr authentisches und liebevoll gestaltetes Bild der griechischen Mythologie entworfen, welches sowohl unterhaltsam als auch sehr informativ und lehrreich ist.

Und warum berichtet man über so etwas in einem vorzugsweise eher wissenschaftlich ausgerichteten Blog?

Meines Erachtens, wird hier ein sehr gelungenes Beispiel aufgezeigt, wie die Verwendung neuer Technologien zur Wissensvermittlung im kulturellen Bereich verwendet werden kann, ohne gleich offiziell mit dem Stempel "Lernspiel" versehen zu werden. Es geht hier in erster Linie sicherlich um Unterhaltung, dennoch fällt dieser nicht der inhaltliche Gehalt zum Opfer.

So läge beispielsweise für Museen viel Potential darin, mögliche virtuelle Rundgänge durch ihr Haus oder auch die digitale Aufbereitung von spezifischen Ausstellungen spielerisch zu gestalten.
Auf diese Weise wäre zum einen die Kernkompetenz von Museen - die Wissensvermittlung - unterstützt bzw. würde bereits vor dem eigentlichen Besuch eine thematische Auseinandersetzung ermöglicht. Zum anderen darf auch die Werbewirkung auf den Menschen als "Homo ludens" nicht unterschätzt werden.
Ich denke, Museen müssen nicht fürchten, dass die Bereitstellung ihrer Inhalte im Netz den Museumsbesuch ersetzt, sondern dies dient viel eher als Anreiz, sich Gezeigtes und Gespieltes endlich auch einmal im Original anzusehen.

Persönlich finde ich solche spielerischen Applikationen im Vorfeld sogar reizvoller als interaktive Elemente vor Ort, welche bei großem Besucherandrang möglicherweise auch gar nicht immer zugänglich sind.
Wobei festzuhalten ist, dass diese und weitere Komponenten sich keineswegs gegenseitig ausschließen müssen. Letztlich entscheidend ist diesbezüglich wohl (leider) immer die Ressourcenfrage.

Nachtrag vom 11.02.2015:
Auch im Standard ist nun eine Rezension über das Spiel erschienen: HIER

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